Best-Practice-Beispiel aus Berlin

Bild: Verein Papageiensiedlung e.V.
Die Waldsiedlung Zehlendorf und der Verein Papageiensiedlung
Die Waldsiedlung Zehlendorf steht als Beispiel für die Großsiedlungen der Berliner Moderne aus den 1920er Jahren unter Denkmalschutz. Beidseits des U-Bahnhofs Onkel Toms Hütte stehen ca. 800 Flachdachreihenhäuser und weitere Mietshäuser der Vonovia/Deutsche Wohnen und einige Eigentumswohnanlagen. Der Verein Papageiensiedlung e.V. nimmt im Namen Bezug auf die auffällige Farbgestaltung und hat seit 2010 das Ziel den Denkmalschutz zu fördern und die ökosoziale Lebensqualität in unserer Siedlung zu steigern.
Das Projekt Klimafreundliche Papageiensiedlung (KliP)
2019 haben wir das Projekt Klimafreundliche Papageiensiedlung gestartet, um in selbstorganisierten Gruppen lokale Maßnahmen für den Klimaschutz voranzubringen.
Im Bereich Energie und Wärme recherchiert und berät unsere Gruppe KliP-Energie und entwickelt Musterlösungen, die sich in den sehr gleichartigen Häusern realisieren lassen. Viele Nachbarinnen und Nachbarn sind sehr motiviert, auch wenn sich manche Investitionen erst nach längerer Zeit amortisieren. Die Einstiegshürden konnten durch das Teilen von Erfahrungen signifikant gesenkt werden. Neben Flyern, Informationsveranstaltungen und Rundmails erfolgt die Verbreitung vor allem durch den direkten Kontakt zwischen den Nachbarn. 2021 haben wir einen Preis für Öffentlichkeitsarbeit beim Wettbewerb für SolarCitiy-Initativen des SenWEB verliehen bekommen.
Aktuell (Februar 2022) starten wir gerade das Projekt Klimafreundliches Quartier (KliQ). In diesem KfW-geförderten Projekt der energetischen Stadtsanierung möchten wir unsere Arbeit einerseits durch die fachliche Unterstützung der Berliner Energieagentur weiter professionalisieren und zugleich in Kontakt mit den umliegenden Siedlungen und Kiezen über unsere Papageiensiedlung hinaus gemeinsam für ein klimafreundliches Quartier aktiv werden.
Photovoltaik auf 800 Reihenhausdächern?
Die Errichtung einer kleinen PV-Anlage auf den Flachdächern der Reihenhäuser in unserer Papageiensiedlung ist eine einfach zu realisierende Maßnahme, die ohne großen Eingriff im Bestand durchführbar ist. Das Potenzial für PV in der Siedlung insgesamt ist wegen der vielen, meist recht sonnigen, Dächer groß. Besonders interessant sind auch Bereiche außerhalb der Reihenhaussiedlung wie der U-Bahnhof und die Mietshäuser, die aber gesondert zu adressieren sind.

Bild: Verein Papageiensiedlung e.V.
Alle zusätzlichen – und vielleicht sogar wichtigeren – Vorhaben zu Dämmung und Wärme sind mit den aktuellen Denkmalschutzauflegen schwerer durchführbar und werden vor allem bei Neuerwerb angegangen. Die Planung der PV-Anlagen ist einfach übertragbar, wir beraten die Nachbarinnen und Nachbarn zu allen damit verbundenen Fragen von der Auslegung, über Denkmalschutzauflagen, zu erwartende Kosten und Erträge, Statik, Bauordnungsauflagen, Anmeldung bis zu steuerlichen Fragen und Entscheidungshilfen zu Speichern, Ladesäulen und Power2Heat. Wir vermitteln Installateure und machen unser Vorhaben für diese attraktiv, weil wir durch unsere Vorberatungen bereits die meisten Fragen bis zu Kaufentscheidung abgedeckt haben. In der Gruppe KliP-Energie hat sich in den inzwischen 3 Jahren sehr viel Nachbarschafts-Know-How angesammelt.
Wie erwartet sind die Nachbarn selbst die wichtigsten Multiplikatoren in ihren Straßen und steuern mit ihren Erfahrungen maßgeblich unserem stetig wachsenden Wissen und dem Erfolg des Vorhabens bei. Nicht zuletzt trägt das Projekt zum nachbarschaftlichen Zusammenhalt bei und wird von vielen als Bereicherung empfunden.